Unterm Jahr

Fischerstechen

1717 fand das erste, damals so genannte Schifferstechen im damaligen Cannstatt statt. Die Fischer und Schiffer gründeten ein Jahr danach ihre Zunft, deren Zunftlade, also die Hauptverwaltung, sich im Gasthof „Goldener Löwen“ am Holzmarkt befand. Fortan sollte alle 3 Jahre beim großen Zunfttreffen, am Tag nach Petri und Paul (29. Juni), ein Fischerstechen durchgeführt werden. Als König Wilhelm I. im Jahre 1818 das Cannstatter Volksfest einführte, nahm er diesen umgänglichen Brauch als Programmpunkt ins Geschehen auf. Zum Abschluss des Volksfestes am 28. September sollte das Fischerstechen, nunmehr etwa auf Höhe der jetzigen Schiffanlegestelle ausgetragen, vor allem der Belebung der Wasserstraße Neckar dienen. 12 Teilnehmer beteiligten sich derzeit am Wettstreit, um im Beisein des Königspaares die ausgesetzten 20 Dukaten und 6 Medaillen aus der Hand des Cannstatter Oberamtmannes entgegen zu nehmen. Die laut Berichten angelockten zehntausende Zuschauer drängten sich auf engstem Raum. Dabei – so heißt es weiter – herrschte „größte Disziplinlosigkeit“ und der Zeitplan „geriet völlig durcheinander“. Bereits im darauf folgenden Jahr klagte man über die gesundheitliche Schädigung der Teilnehmer, worauf 1820 dieses Spektakulum unterblieb.

1883 belebte die Oberamtsstadt Cannstatt das Fischerstechen neu und wertete es mit Feuerwerk und Gondelfahrt auf. Die teilnehmenden Mannschaften kamen nicht nur aus dem Ländle, sondern reisten gar aus Nürnberg und der heutigen Partnerstadt Straßburg an.

Zwischen 1887 und 1924 floss dann wieder viel Wasser – und nicht nur dies – den Neckar hinunter. Ein plötzlicher Wolkenbruch beendete 1927 den Wettstreit bevor er überhaupt anfangen konnte und 1934 wurde das einzige Fischerstechen während des III. Reiches abgehalten.

Nach dem II. Weltkrieg beauftragte im Jahre 1951 das Verkehrsamt der Stadt Stuttgart den Kübelesmarkt Bad Cannstatt und den Schwimmverein Cannstatt mit der Durchführung des Fischerstechens. Teils wie Trauben auf den Bäumen hängend verfolgten über 10.000 Zuschauer den Kampf um die Cannstatter Stadtkanne unter den wortgewaltigen Kommentaren des beliebten Volksschauspielers und Küblerrates Albert Hofele. 1955 erweiterte man das Fischerstechen um das Kübelesrennen. Doch die zunehmende Wasserverschmutzung bereitete dem Spektakel ein erneutes Ende.

Die verbesserte Wasserqualität erlaubte 1983 dem Kübelesmarkt, dem Württembergischen Anglerverein und dem Schwimmverein Cannstatt eine Neuauflage auf dem Neckar beim Wasen. Unter der Schirmherrschaft des Kultusministers Mayer-Vorfelder lockte das, um einen großen Bootskorso und Kübelesrennen erweiterte Stechen 5.000 begeisterte Zuschauer an. 1984 verlegten die Kübler das Fischerstechen wieder an seinen historischen Ort, dem Mühlgrün zwischen Wilhelmsbrücke und Mühlsteg, wo es seit 1985 alle 2 Jahre durchgeführt wird.

Das Cannstatter Fischerstechen ist alle zwei Jahre die wichtigste, traditionsreichste und größte Veranstaltung des Kübelesmarktes außerhalb der Fasnet.

Cannstatter Mundarttage

Mit den Cannstatter Mundarttagen kommt der Kübelesmarkt Bad Cannstatt seinem Auftrag der Brauchtumspflege auch außerhalb der Fasnacht nach. Die Veranstaltungsreihe, die in der Regel zwischen Mai und Juni stattfindet, dient der Pflege des Schwäbischen Dialekts und bereichert mit vielen hochkarätigen Veranstaltungen das Cannstatter Kulturleben.

Mehr zu den Mundarttagen unter www.cannstatter-mundarttage.de.